3. Koblenzer Präventionstag am 5. November in der Kufa

Thema: „Digitale Lebenswelten“- Wie soziale Medien Schule und Familie verändern

„Das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen hat sich verändert. Kinder kommen bereits im Kita- und Vorschulalter mit digitalen Medien in Berührung, eine Trennung in eine analoge und digitale Lebenswelt ist nicht mehr möglich. Für Kinder und Jugendliche sind soziale Medien wichtige Informations- und Kommunikationsräume. Umso wichtiger ist es, dass sich Erwachsene damit auseinandersetzen, denn unsere Kinder brauchen glaubwürdige Ansprechpartner:innen“, so Annette Richert, Präventionsfachkraft des Kinderschutzbundes Koblenz.

„Neben allen positiven Aspekten sind die Gefahren der digitalen Gewalt eindeutig: Schulhöfe, Umkleiden, Bushaltestellen sind Orte, an denen Kinder und Jugendliche mit den digitalen Gewaltformen konfrontiert werden. Beispiele: TikTok-Challenges, Gewaltvideos in denen Tiere oder Menschen gequält werden oder Cybermobbing“, ergänzte Julia Feistel, Mitarbeiterin des Kinderschutzdienstes Koblenz.

Claudia Strunk sieht als Vorsitzende des Kinderschutzbundes Koblenz und Pädagogin den Schutz der Kinder und Jugendlichen in der digitalen Welt als große und wichtige Herausforderung unserer Zeit.

Ebenso Katharina Binz, Ministerin für Familie, Frauen, Kultur und Integration, betonte: „Die digitale Welt, in der Kinder und Jugendliche heute aufwachsen, birgt nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren. Wir alle – Politik, Fachkräfte und das soziale Umfeld der jungen Menschen – tragen eine große Verantwortung. Wir müssen sie befähigen, sicher, verantwortungsvoll und selbstbestimmt in dieser digitalen Lebenswelt zu agieren. Prävention ist dabei der Schlüssel. In Rheinland-Pfalz haben wir den ‚Pakt gegen sexualisierte Gewalt‘ ins Leben gerufen, der auch eine Arbeitsgruppe zu ‚Sexualisierter Gewalt im digitalen Raum‘ umfasst. Diese Gruppe hat bereits wichtige Initiativen, wie ‚Safe Online‘, Bystander-Interventionen und Online-Streetworking entwickelt. Für eine wirkungsvolle Umsetzung von Präventionsmaßnahmen brauchen wir auch engagierte Vorreiterinnen und Vorreiter auf kommunaler Ebene. Daher danke ich dem Kinderschutzbund Koblenz für sein Engagement und dafür, dass er sich mit diesem Aktionstag einem Thema gewidmet hat, das für unsere Gesellschaft von größter Bedeutung ist.“

Gastreferentin Silke Müller, Schulleiterin, erste Digitalbotschafterin Niedersachsens und Autorin der Bücher „Wir verlieren unsere Kinder!“ und “Wer schützt unsere Kinder?“ referierte eindrucksvoll und schonungslos ehrlich über Gewaltformen im Internet. Wovon die Erwachsenen kaum etwas ahnen, dass bereits Grundschüler:innen menschenverachtende Gewaltbilder, Videos mit sexuellen Handlungen und Kriegsbildern als „normal“ ansehen.

In einer Gesprächsrunde berichteten zwei Jugendliche über ihre Erfahrungen: durch Versenden von unangenehmen Fotos oder durch KI veränderte Fotos in eine WhatsApp Gruppe, sind typische und fast alltägliche Arten von Mobbing an Schulen. Bilder, Videos die „viral gehen“ sind kaum aufzuhalten und verbreiten sich schnell. Daher prangerte Schulleiterin Silke Müller an, dass das Thema in Schulen nebensächlich betrachtet wird. Sie fordert dazu auf, mehr medienpädagogische Angebote in Schulen zu implementieren. Als Beispiel nannte sie die, an ihrer Schule bereits eingeführte, wöchentliche Social-Media-Sprechstunde.

Als eine erste Hilfestellung für Fachkräfte wurde die Handlungsempfehlung zur Prävention der Verbreitung, des Erwerbs und des Besitzes kinder- und jugendpornografischer Inhalte der Stadt Koblenz und des Kreises Mayen-Koblenz von den Netzkoordinatoren Sabine Schmengler und Johann von Hilchen vorgestellt.

„Medienkompetenz ist in vielen Schulen und Familien noch immer ein Fremdwort.

Doch seitdem schon Grundschüler*innen über Smartphones verfügen, hat sich eine alarmierende Dimension aufgetan:

Neunjährige sehen Bilder von Suiziden, von Kriegsverbrechen oder bestialischen Tierquälereien auf ihren Handys.

Verschickt im Klassen-Chat oder auf Social Media geteilt. Die Eltern ahnungslos.“

Silke Müller, Schulleiterin und niedersächsische Digitalbotschafterin